Barrierefreiheit als Wettbewerbsvorteil

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Autor: Achim Wagner

Barrierefreiheit ist heute kein Nischenthema mehr, sondern ein entscheidender Faktor für den langfristigen Erfolg von Unternehmen im digitalen Raum. Die Anforderungen werden durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das bis zum 28. Juni 2025 umgesetzt werden muss, klar vorgegeben.

Handlungsanleitung für Unternehmer

Websites, Online-Shops und mobile Anwendungen müssen für Menschen mit Behinderungen zugänglich sein, um Diskriminierung zu verhindern und rechtlichen Vorgaben zu entsprechen. Doch das Gesetz bietet nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen: Eine barrierefreie Website verbessert die Nutzerfreundlichkeit, erhöht die Reichweite und fördert den Umsatz. Dieser Blog-Artikel zeigt auf, warum Barrierefreiheit für Unternehmen wichtig ist, welche Anforderungen sie erfüllen müssen und wie sie diese erfolgreich umsetzen können.

Warum Barrierefreiheit wichtig ist

1. Erweiterung der Zielgruppe

Barrierefreiheit erweitert die Nutzerbasis erheblich. Rund 12,5 % der Bevölkerung leben mit anerkannten, dauerhaften Einschränkungen, sei es visuell, auditiv, kognitiv oder motorisch. Hinzu kommen 22 % der Menschen, die über 65 Jahre alt sind und zunehmende Einschränkungen erfahren, sowie 7,5 % der Menschen, die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben. Insgesamt benötigt fast die Hälfte der Bevölkerung eine barrierefreie digitale Umgebung, um vollumfänglich teilzunehmen. Das bedeutet, dass Sie durch Barrierefreiheit nicht nur eine wichtige soziale Verantwortung übernehmen, sondern auch eine erhebliche Zielgruppe erschließen können.

2. Rechtliche Anforderungen

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz verpflichtet die meisten Unternehmen, ihre digitalen Angebote bis zum Stichtag barrierefrei zu gestalten. Ausgenommen sind lediglich Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern und einem Umsatz von weniger als 2 Millionen Euro jährlich sowie Unternehmen, die ausschließlich im B2B-Sektor tätig sind. Das Gesetz wird streng überwacht, und Verstöße können Bußgelder von bis zu 100.000 Euro nach sich ziehen. Unternehmen sollten daher frühzeitig beginnen, Barrierefreiheit in ihre digitalen Strategien zu integrieren.

3. SEO-Optimierung

Barrierefreie Websites sind nicht nur benutzerfreundlicher, sie sind oft auch besser strukturiert und der Content ist optimal ausgezeichnet. Dies wirkt sich positiv auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO) aus und führt zu besseren Platzierungen in den Suchergebnissen. Barrierefreiheit hilft also nicht nur, den Zugang zu erleichtern, sondern verbessert auch die Sichtbarkeit und Auffindbarkeit Ihrer Website.

Die wichtigsten Anforderungen an Barrierefreiheit

Die Umsetzung von Barrierefreiheit ist nicht nur eine Frage des guten Willens, sondern erfordert klare Maßnahmen. Hier sind die acht wichtigsten Kriterien, die Unternehmen beachten müssen, um barrierefreie digitale Angebote zu schaffen:

Menschen mit motorischen oder visuellen Einschränkungen sind oft auf die Tastaturbedienung angewiesen. Alle Funktionen Ihrer Website sollten daher ohne Maus und ausschließlich über die Tastatur erreichbar sein.

Klare, verständliche Beschriftungen und Anweisungen sind entscheidend, um Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder Sehbehinderungen die Orientierung zu erleichtern.

Eine Anpassung der Textgröße bis zu 200 % ist essenziell für sehbehinderte Nutzer. Ihre Website sollte diese Anpassungen ermöglichen, ohne dass die Inhalte unlesbar oder verzerrt werden.

Neben der Textgröße sollte auch die Textformatierung anpassbar sein, um Inhalte besser lesbar zu machen. Dies umfasst Anpassungen in Bezug auf Schriftart, Zeilenabstände und Farbkontraste.

Videos und andere audiovisuelle Inhalte sollten mit Untertiteln versehen sein, um Menschen mit Hörbehinderungen den Zugang zu ermöglichen. Dies ist auch hilfreich für Menschen, die sich in lauten Umgebungen befinden oder den Ton nicht nutzen können.

Nutzer sollten die Möglichkeit haben, Multimedia-Inhalte zu pausieren, zu stoppen oder auszublenden. Dies ist besonders wichtig für Menschen mit kognitiven oder visuellen Beeinträchtigungen, aber auch für Nutzer, die auf langsame Internetverbindungen angewiesen sind.

Eine klare und logische Strukturierung der Inhalte hilft allen Nutzern, insbesondere aber Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, schnell die gewünschten Informationen zu finden.

Alle interaktiven Elemente wie Buttons oder Formulare müssen für assistive Technologien wie Screenreader zugänglich sein. Dies ermöglicht Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen die Nutzung Ihrer Website.

Die wirtschaftlichen Vorteile von Barrierefreiheit

Barrierefreiheit ist nicht nur eine ethische oder rechtliche Verpflichtung – sie zahlt sich auch wirtschaftlich aus. Studien zeigen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen online kaufaffiner sind als der Durchschnitt. Laut einer Prognose von Statista wird der E-Commerce-Umsatz in Deutschland bis 2025 auf 100 Milliarden Euro steigen. 61 % der Menschen mit Behinderungen kaufen regelmäßig online ein, während es bei Menschen ohne Einschränkungen nur 51 % sind. Ein barrierefreier Online-Shop ermöglicht es dieser kaufstarken Zielgruppe, einfacher und schneller zu shoppen, was die Konversionsraten und den Umsatz steigert.

Wie Sie Barrierefreiheit messen und umsetzen

1. Überprüfen Sie Ihre Website auf Barrierefreiheit

Der erste Schritt auf dem Weg zur barrierefreien Website besteht darin, eine gründliche Analyse der aktuellen Barrieren durchzuführen. Nutzen Sie Werkzeuge wie die „Usability Heuristics“ von Jakob Nielsen und Rolf Molich oder spezielle Accessibility-Checks wie DIGIaccess, um problematische Bereiche zu identifizieren.

2. Erstellen Sie eine Prioritätenliste

Nicht alle Barrierefreiheitsmaßnahmen müssen sofort umgesetzt werden. Erstellen Sie eine Checkliste der Aufgaben und priorisieren Sie diese nach Aufwand und Wirkung. So können Sie sicherstellen, dass die wichtigsten Probleme zuerst angegangen werden.

3. Agiles Projektmanagement

Barrierefreiheit erfordert oft eine schrittweise und agile Umsetzung. Planen Sie das Projekt in Etappen, um flexibel auf neue Anforderungen oder Herausforderungen reagieren zu können. Integrieren Sie Barrierefreiheit als festen Bestandteil Ihrer digitalen Strategie, um langfristig erfolgreich zu sein.

Fazit: Barrierefreiheit als Chance

Barrierefreiheit ist mehr als nur eine gesetzliche Vorgabe – sie bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich im Wettbewerb zu differenzieren und neue Zielgruppen zu erschließen. Eine barrierefreie Website verbessert nicht nur die Nutzerfreundlichkeit, sondern bringt auch wirtschaftliche Vorteile durch eine größere Reichweite und bessere SEO-Rankings. Unternehmer sollten daher die Chance ergreifen und frühzeitig in die Umsetzung investieren, um den Stichtag im Juni 2025 problemlos zu erreichen.

Jetzt handeln

Nutzen Sie die verbleibende Zeit bis zur Deadline, um die Barrierefreiheit Ihrer digitalen Angebote zu überprüfen und zu optimieren. So stellen Sie nicht nur sicher, dass Sie den gesetzlichen Anforderungen gerecht werden, sondern positionieren sich als innovatives, kundenorientiertes Unternehmen im digitalen Zeitalter.

Achim Wagner

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Achim Wagner