Agiles Projektmanagement und agile Webentwicklung

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Autor: Achim Wagner

"Digitale Projekte realisieren - Learnings aus der Kundenperspektive", so lautete das Thema unseres letzten Linkedin Live. Wir haben sehr kontrovers über das Thema “Pflichtenheft vs. agile Projektsteuerung” diskutiert und hier noch einmal kurz zusammengefasst, was agiles Projektmanagement und agile Webentwicklung auszeichnet. 

Wieviel Agilität brauchen Projektmanagement, Software- und Webentwicklung?

Agiles Projektmanagement und agile Webentwicklung bestimmen die Arbeit in einer Digitalagentur wie Simple Web-Solutions. Die fortschreitende Digitalisierung, die Arbeitsprozesse beschleunigen lässt, macht eine zeitgemäße Herangehensweise an die Software-Entwicklung notwendig. Starre und lineare Hierarchien in Unternehmen passen nicht mehr zu den Anforderungen, die Projektteams erfüllen müssen, um den steigenden Kundenerwartungen gerecht zu werden.

Agiles Projektmanagement bietet sich als Alternative zur bewährten Wasserfallmethode an und verspricht Aussicht auf Erfolg, der in Zeiten der Digitalisierung von Prozessen in Unternehmen und im Internet primär auf eine schnelle Reaktionszeit, Offenheit gegenüber Neuem und Anpassungsfähigkeit zurückzuführen ist.

Klassisches vs. agiles Projektmanagement

Dem klassischen Projektmanagement liegt ein linearer Entwicklungsprozess nach Wasserfall-Modell zugrunde. Es wird in einzelne Phasen unterteilt, die aufeinander folgen. Alle im Lastenheft definierten Projektanforderungen stehen bereits am Anfang fest.

Hier kommt dem Projektmanagement eine wichtige Rolle zu, weil es die volle Verantwortung für den Projekterfolg oder -misserfolg trägt. Die Managementaufgaben umfassen vorrangig die Koordination und Kommunikation in Projektteams. Die Teamtreffen dauern meist lange und die Diskussionen stützen sich in der Regel auf eine detaillierte Projektdokumentation. Die Projektergebnisse werden erst am Schluss präsentiert und evaluiert.

Nicht zuletzt zeichnet sich das klassische Projektmanagement durch einen konstanten Umfang aus, während Zeit und Aufwand variabel sind.

Anders sieht es beim agilen Projektmanagement aus, wo Zeit und Aufwand konstant bleiben, während der Projektumfang variabel ist.

Es gibt allerdings noch weitere Unterschiede: Das agile Projektmanagement gründet sich nicht auf einen linearen, sondern iterativen Prozess, in dem alle Phasen eine Iteration durchlaufen. Der Projektprozess wird laufend verbessert, ohne auf das Projektende mit eventuellen Anpassungen zu warten. Dies erweist sich als großer Vorteil gegenüber dem klassischen Projektmanagement.

Darüber hinaus übernehmen Projektteams eine kollektive Verantwortung, was die Einbeziehung von Projektmanagern und Projektmanagerinnen überflüssig macht. Einzelne Projektfortschritte und aktuelle Verbesserungsvorschläge sind Gegenstand kurzer, dennoch sehr oft stattfindender Teambesprechungen, in denen keine umfassende Projektdokumentation verlangt wird.

Agiles Manifest: Grundlegende Prinzipien

Das agile Manifest geht auf das Jahr 2001 zurück, als 17 bekannte Software-Entwickler, darunter Begründer des Scrum Frameworks Jeff Sutherland und Ken Schwaber, das Fundament für das agile Projektmanagement legten. Das gemeinsame Ziel bestand darin, einen wichtigen Meilenstein für agile Webentwicklung zu setzen. Auch wenn die Software-Entwicklung als Referenzmodell für das agile Manifest gilt, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass agiles Projektmanagement in anderen Sektoren genauso gut realisierbar ist. Vier Leitsätze für agile Teams lassen sich ableiten:

Das agile Projektmanagement setzt auf eine offene Kommunikation in Teams. Es gibt keinen Platz für starre Hierarchien, die manche Personen einschränken oder auch teilweise aus dem Entscheidungsprozess ausschließen können. Hier soll sich niemand benachteiligt fühlen, denn alle Teilnehmenden im Team sind in jeder Projektphase herzlich eingeladen, ihre Ideen und Verbesserungsvorschläge einzubringen.

Zu diesen Zweck bieten sich kurze, dennoch häufige Treffen, die aktuellen Angelegenheiten und Bedürfnissen gewidmet sind. Generell lässt sich sagen, dass das agile Projektmanagement dem menschlichen Faktor eine höhere Priorität beimisst als Prozessen und Werkzeugen.

Das agile Projektmanagement baut auf einer verlässlichen IT-Infrastruktur auf, über die sich interne Prozesse entlang der Wertschöpfungskette weitgehend optimieren lassen. Dies bedeutet, dass neben persönlichen Meetings des gesamten Teams die tägliche Kommunikation und Zusammenarbeit parallel im digitalen Raum stattfindet. Eine solche Vorgehensweise macht eine detaillierte Projektdokumentation in Printform überflüssig.

Innovative IT-Lösungen erlauben es, laufende Projektfortschritte in kompakter und nutzerfreundlicher Form zu präsentieren, was sich auf die Übersichtlichkeit und Transparenz positiv auswirkt. Kurz gesagt: Für das agile Projektmanagement ist eine funktionierende Software wichtiger als eine Fülle an projektbezogenen Dokumenten.

Das agile Projektmanagement stellt dauerhafte, auf Vertrauen basierende Kundenbeziehungen in den Mittelpunkt des täglichen Engagements. Die Kundenzufriedenheit ist das oberste Ziel, bei welchem genügender Platz für echte Kundenbewertungen eingeräumt wird. Eine konstruktive Kritik wird nicht als Versagen angesehen, sondern vielmehr als Chance, die eigenen Produkte und Dienstleistungen weiterhin zu verbessern. Mehr noch: Die eventuellen Verbesserungen oder Anpassungen lassen sich schnell integrieren. Zugleich stören sie den Projektverlauf nicht. Außerdem ersparen sie viel Zeit für Vertragsverhandlungen mit Kunden.

Das agile Projektmanagement geht von der Annahme aus, dass keine Software-Entwicklung vollständig planbar ist. Neue Anforderungen kommen auf Software-Entwickler zu, die an das jeweilige Projekt angepasst werden müssen. Das ist der Grund, warum das agile Projektmanagement die Veränderung als festen Bestandteil des Projektes betrachtet und über das Befolgen eines Plans stellt. Dank dieser Herangehensweise lässt sich sicherstellen, dass eine neu entwickelte Software den Kundenbedürfnissen bestens entspricht. Sie muss nicht erst nach dem Markteintritt an neue Gegebenheiten, wie beispielsweise technische Fortschritte, kostspielig angepasst werden.

Drei Methoden für agile Webentwicklung

Extreme Programming (XP) ist eine agile Methode der Software-Programmierung, die von US-amerikanischen Informatikern Kent Beck, Ward Cunningham und Ron Jeffries Mitte der 1990er Jahre entwickelt wurde. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um die radikalste Umsetzung der agilen Software-Entwicklung.
Ihr größter Vorteil liegt vor allem in möglichst kurzen Iterations- und Entwicklungszyklen. Extreme Programming stellt ebenfalls die Kundenorientierung in den Vordergrund. Drei Eckpfeiler dieser agilen Methode sind Werte, Prinzipien und Techniken. Die zyklische Vorgehensweise und ein reduzierter Zeitaufwand erlauben es, die Software-Entwicklung zu beschleunigen und Einsparpotenziale zu entdecken. Durch eine aktive Kundeneinbindung entsteht eine qualitativ hochwertige und passgenaue Software.

Scrum lässt sich als Framework beschreiben, das eine Orientierung für die Zusammenarbeit von Teams und beteiligten Stakeholdern schafft. Eine klare Rollenverteilung, Autonomie, Transparenz, Wertorientierung und eine langfristige Vision haben hier die höchste Priorität.

Scrum wurde erstmals im Jahr 1995 von seinen Vätern Jeff Sutherland und Ken Schwaber öffentlich präsentiert. Es ist seitdem Gegenstand einer ständigen Weiterentwicklung. Im Fokus dieses Frameworks stehen Rollen, Meetings und Artefakte. Scrum-Rollen umfassen Product Owner, Entwicklungsteam und Scrum-Master. Das Herzstück des Scrum-Prozesses ist eine Reihe von Sprints, die wiederum fest definierte Meetings beinhalten. Die Projektanforderungen lassen sich auf Basis von Backlogs festlegen und an Kundenbedürfnisse schnell anpassen.

Kanban (zu Deutsch etwa: Signalkarte) ist ein ursprünglich aus Japan stammendes System, das Toyota 1947 für das eigene Unternehmen entwickelt hat, um einem zu hohen Vorrat von Produktionsmaterialien effektiv vorzubeugen. Dies führte zur Etablierung der sogenannten Pull-Methode, nach der Nachschub erst dann erfolgt, wenn der Vorrat zu Ende geht.

Mit der Zeit fand Kanban seine Anwendung auch in der Software-Entwicklung. Es baut grundsätzlich auf der Visualisierung von Arbeitsschritten auf dem Board, das die Einträge in vier vertikalen Spalten anzeigt. Diese lauten typischerweise „Backlog“, „Aufgabe“, „Bearbeitung“ und „Erledigt“. Post-it Notes, die an das Board gepinnt werden, leisten hier eine wertvolle Unterstützung.

Fazit

Agile Webentwicklung trifft agiles Projektmanagement

Agile Webentwicklung erweist sich als große Chance für jene Projektteams und Unternehmen, die den sich verändernden Marktanforderungen schnell nachkommen wollen. In der Software-Industrie gibt es nichts Wichtigeres als die Entwicklung von IT-Lösungen, die Antworten auf aktuelle Kundenbedürfnisse liefern und Prozesse optimieren. Diese werden immer anspruchsvoller und erfordern ein hohes Maß an Agilität.

Die traditionelle Wasserfallmethode, die eine lineare Projektarbeit jahrzehntelang geprägt hat, ist der heutigen Realität und den Anforderungen der Software-Entwicklung nicht mehr gewachsen und bremst Entwicklungsprozesse in der Digitalisierung häufig aus. Es bleibt abzuwarten, ob sich das agile Projektmanagement definitiv durchsetzen wird. Die Vorteile der Methoden in der Umsetzung von digitalen Projekten liegen auf der Hand. Agiles Projektmanagement und agile Webentwicklung stellen im täglichen Arbeiten auch bei Simple Web-Solutions ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis.

"Mit Achim quatschen..." bei YouTube

Digitale Projekt realisieren - Learnings aus der Kundenperspektive

Das Video zur Diskussion “Pflichtenheft vs. agile Projektsteuerung” mit Christian Backhaus, Jean Jacques Viau und Achim Wagner.

Christian Backhaus

Experte zu diesem Artikel:

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